Siegel oder kein Siegel? - presented by Lebenskleidung

Information

Als Stoffunternehmen entwickeln wir mit Lebenskleidung seit 2008 nachhaltige Stoffe in Strick- und Webqualitäten, die ab einer kleinen Mindestmenge in unserem Online-Shop erhältlich sind.

Unser Kernportfolio sind GOTS-zertifizierte Stoffe aus Bio-Baumwolle sowie Wollstoffe und Materialien aus Lyocell. Das Credo „More Than Fabrics“ nimmt unser neunköpfiges Team sehr ernst und so arbeiten wir konstant daran, alle Lieferketten offenzulegen, transparent zu kommunizieren sowie zu optimieren. Ökologische und sozial-faire Kriterien zusammenzuführen und einen positiven Einfluss auf die Textilbranche zu nehmen ist dabei das, was all unsere Unternehmungen motiviert.

Bei Lebenskleidung beschäftigen wir uns intensiv mit Transparenz in Lieferketten und mit der Frage, welche Lösung Siegel hier spielen.

Als Brand möchtest Du alles richtig machen und so viel wie möglich über die verschiedenen Steps in Deiner Lieferkette wissen – transparency is key und nur, wenn Du die einzelnen Produktionsschritte kennst, kannst Du diese auch ehrlich mit deinen Kund*innen und in deinem Netzwerk kommunizieren.

Siegel wie GOTS, IVN Best, Oekotex-100 oder Fairtrade können hier helfen. Sie unterstützen dabei, Daten zu verwalten, die Unternehmen zu mehr Sorgfaltspflicht führen und motivieren. Sie bieten ein neutrales Bewertungssystem und lassen in regelmäßigen Abständen überprüfen, wie ein Unternehmen – je nach Siegel – mit Blick auf ökologische oder auch soziale Kriterien aufgestellt ist. Da wir selbst seit vielen Jahren im Textilen Bereich agieren, wissen wir um die Chancen und Herausforderungen, die in Verbindung mit Lieferkettentransparenz und Siegeln auftauchen können.

Anhand von drei Beispielen teilen wir mit euch unser Wissen zu textilen Siegeln und klären über die Chancen und Herausforderungen gängiger Siegel auf. Außerdem zeigen wir, welche Unseen Areas es dabei geben kann und wie man mit diesen umgehen kann.

Generell gilt, dass Siegel neutrale und externe Möglichkeiten der Unternehmensbewertung bieten. Es gibt Siegel, die ihren Fokus auf Umweltaspekte legen, solche, denen Sozialkriterien wichtiger sind und schließlich auch Siegel, die diese beiden Bereiche vereinen – das prominenteste Beispiel ist hier der Global Organic Textile Standard (GOTS).

Über regelmäßig stattfindende Audits wird der Status Quo eines Unternehmens erfasst und es werden klare Vorgaben dazu gemacht, in welchen Bereichen es Verbesserungsbedarf gibt. Idealerweise passiert zwischen diesen Audits die eigentliche Arbeit, die vor allem darin besteht, die eigene Unternehmensstrategie zu reflektieren und in den Austausch mit allen für die Lieferkette relevanten Produzent*innen zu gehen – sofern möglich.

Sehen wir uns die drei konkreten Beispiele an:

1. Jerseys, Sweats und andere Qualitäten aus Bio Baumwolle, GOTS-zertifiziert:

  • Ursprung der Baumwolle, Spinnen des Garns: Türkei
  • Strickung und Finishing des Stoffes: Portugal

Vorteile:

  • GOTS-zertifiziert, da alle einzelnen Schritte der Lieferkette zertifiziert sind
  • Zusammenarbeit mit Familienunternehmen, die über viele Jahre aufgebaut wurde und durch mindestens zwei Besuche jährlich geprägt ist
  • Bereitschaft der Produzenten, Angaben zu Mindestlohn, verwendeter Energie etc. mit uns zu teilen

Nachteil:

  • Die Wertschöpfungskette endet für uns in der türkischen Spinnerei und alles, was in der Cotton Gin oder auf den Baumwollfeldern passiert, ist für uns eine Unseen Area

Unser Fazit:

Die Qualität der Stoffe ist gut und wir bedienen mit türkischer Baumwolle die in Portugal zu Stoff gestrickt wird unsere wichtigsten Artikel. Wir vertrauen auf den GOTS, wissen jedoch, dass dieser erst ab der Cotton Gin zertifiziert.

Die Unseen Area ‚Baumwollfeld‘ ist etwas, das wir durch zukünftige Vertikalisierung der Lieferkette lösen möchten.

2. Wollfleece aus elbwolle, nicht GOTS-zertifiziert

  • Ursprung der Wolle: Deutschland
  • Waschen der Wolle: Polen
  • Spinnen und Weben: Deutschland

Vorteile:

  • extrem kurze Lieferkette von nur 900 km
  • Schäferei trägt Bioland-Siegel
  • Biodiversität & Schutz alter Schafrassen

Nachteile:

  • nicht GOTS-zertifiziert, da die polnische Wäscherei nicht zertifiziert ist

Unser Fazit:

Hier handelt es sich um ein Best Practice-Beispiel und das, obwohl das Endprodukt kein Siegel trägt. Durch die Kürze der Lieferkette und die geographische Nähe der einzelnen Produktionsstätten ist es uns möglich, die Geschichte dieses Stoffes so zu erzählen, dass die Kund*innen trotz des fehlenden GOTS-Siegels begreifen, dass sie hier ein nachhaltiges Produkt kaufen, dessen Herstellung konkrete & regionale Projekte fördert.

3. Webstoffe von Elmertex aus Baumwolle, GOTS-, IVN Best-, Fair For Life-zertifiziert

  • Ursprung Baumwolle: Uganda, Kirgisistan
  • Spinnen & Weben: Tschechien

Vorteile:

  • Transparenz der gesamten Lieferkette, Besuch in Uganda 2017
  • Zertifizierung geht über GOTS hinaus und inkludiert auch den Anbau der Baumwolle sowie das Entkörnen
  • IVN Best und Fair For Life als zusätzliche Siegel, die momentan die größten Anforderungen an Naturtextilien haben
  • offene und transparente Kommunikation mit dem Partner, der pro-aktiv über eingesetzte Energie und CO2-Bilanzen informiert

Nachteile:

  • eingeschränkte Verfügbarkeit der Rohbaumwolle

Unser Fazit:

Diese Kooperation ist ein weiteres Best Practice-Beispiel. Die Qualitäten sind langlebig und besonders robust, vor allem aber profitieren wir von der jahrzehntelangen Expertise des Produzenten nicht nur was Rohbaumwolle, Garne und ihre Verarbeitung angeht, sondern auch was die Förderung und das Empowernment der aufgebauten Projekte in Uganda und Kirgisistan anbelangt.

Über Siegel hinaus:

Unsere Material Policy, die wir mit unserem Lookbook SS 2022 gelauncht haben, ist unser Versuch, eine interne Bewertungsskala zu implementieren, anhand derer wir offene Fragen sammeln und Lösungen erarbeiten. Sie ist eine sinnvolle Ergänzung zu den jährlichen GOTS-Audits, die uns motiviert und dabei hilft, für uns wichtige Kriterien, die es außerhalb des GOTS zu verbessern gilt, zu benennen und sichtbar zu machen.

Siegel oder kein Siegel? - Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort geben kann.

Wir finden aber: Siegel sind ein wichtiges Instrument, mithilfe dessen Unternehmen sich auf die Einhaltung ökologischer und/oder sozialer Parameter festlegen. Sie sind damit eine fundamentale Grundlage, die sich jedes Unternehmen leisten sollte, sie schaffen Vertrauen und Verbindlichkeit.

Zugleich können und müssen sie ergänzt und mögliche Unseen Areas kritisch hinterfragt und offen kommuniziert werden. Hürden bei der Zertifizierung von einzelnen Schritten der Lieferkette sollten immer individuell betrachtet werden. Mit der entsprechenden Kommunikation und ehrlichen Bekenntnissen lassen diese sich aber in der Regel gut managen.

Du hast Fragen zu Siegeln und Transparenz, wie:

  • „Ich überlege, mich zertifizieren zu lassen - welche Vorteile habe ich dadurch?“
  • „Ein Textilsiegel ist mir wichtig, aber ich habe Angst vor den Kosten, die auf mich zukommen - was ratet ihr mir?“
  • „Sind Siegel ein Verkaufsgarant - was meint ihr?“
  • „Eines meiner Produkte kann nicht zertifiziert werden - was soll ich tun?“

Dann vernetze dich mit uns und kontaktiere uns über die Chatfunktion!

Social media

Contact details

Documents & Links

Log in